Zahlungsbedingungen in China: Wie du Vertrauen klug strukturierst

 

Zahlungsbedingungen klingen für viele wie lästige Bürokratie. Etwas, das man schnell abhakt, wenn man sich auf den Preis geeinigt hat. Doch wer im China-Geschäft erfolgreich sein will, weiß: Wie du zahlst, bestimmt nicht nur das Risiko – sondern oft auch die Qualität deiner Ware.

Denn mit dem ersten Geld, das fließt, verändert sich oftmals alles: das Tempo, die Gesprächsbereitschaft, deine Verhandlungsstärke. Was vorher auf Augenhöhe lief, wird plötzlich einseitig. Und wer da nicht sauber plant, zahlt doppelt – mindestens.

Die typische Falle: „50/50 klingt doch fair?“

Klingt fair. Ist es manchmal auch. Aber nur, wenn alles läuft wie geplant. Was, wenn dein Lieferant die Produktion verschleppt? Oder das Sample nicht hält, was es versprach? Oder die Ware im Zoll hängt und du niemanden erreichst?

In der Realität sieht es oft so aus:

  • Du überweist 50 %.
  • Die Produktion startet.
  • Und du merkst erst spät, dass der Lieferant nicht so zuverlässig ist wie gehofft.

Spätestens dann wünschst du dir: Mehr Kontrolle. Mehr Klarheit. Mehr Absicherung.

 

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Besser: Zahlungspläne mit System

Eine sinnvolle Staffelung schützt beide Seiten – dich UND den Lieferanten. Beispiel:

  • 30 % Anzahlung bei Auftrag – als Commitment. (bei uns sogar oftmals nur 5%)
  • 40 % nach bestandener Pre-Shipment-Inspection – als Qualitätssicherung.
  • 30 % bei Ankunft oder gegen Frachtpapiere – als finale Kontrolle.

So stellst du sicher:

  • Der Lieferant bleibt motiviert, bis zum Schluss.
  • Du hast die Ware gesehen (oder prüfen lassen), bevor du alles zahlst.
  • Und du behältst den Überblick – auch wenn etwas schiefläuft.

Verträge statt Screenshots

„Aber wir haben doch geschrieben…“ – bringt dir nichts, wenn etwas schiefgeht. Zahlungsbedingungen gehören in einen Vertrag oder mindestens eine saubere Purchase Order (PO). Klar formuliert. Mit Details, Fälligkeiten, Bankdaten – alles schwarz auf weiß.

Auch wichtig: Wer zahlt, trägt Risiko. Und wer viel zahlt, will viel Kontrolle. Deshalb: Bau Meilensteine ein. Und kopple Zahlungen an Liefernachweise, Prüfberichte oder Tracking-Daten. Je mehr Transparenz du schaffst, desto besser.

Typische Denkfehler – und was du besser machst

  • Fehler 1: Alles sofort zahlen, um schneller an die Ware zu kommen. Kurzfristig mag das wirken. Langfristig verlierst du Einfluss. Und bist auf Goodwill angewiesen.
  • Fehler 2: Kein Vertrauen – und deshalb gar nicht zahlen. Das funktioniert in China nicht. Vorkasse ist üblich. Wer alles verweigert, wirkt wie ein Risiko. Gute Lieferanten wenden sich dann ab.
  • Fehler 3: Zahlungspläne per Chat klären. Praktisch? Ja. Sicher? Nein. Missverständnisse vorprogrammiert.

 

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Extra-Tipp: Nutze Tools, die dich absichern

Zahlungsanbieter wie PingPong, XTransfer oder auch klassische Treuhanddienste geben dir zusätzliches Vertrauen. Sie stellen sicher, dass Geld nur fließt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Oder du arbeitest mit einem Sourcing-Partner (hier kann ich nur EU Asia Consulting empfehlen 😜), der vor Ort prüft, bevor du überweist.

Und was ist mit Zwischenhändlern?

Auch hier gilt: Transparenz ist alles. Ein guter Händler baut dir eine faire Struktur auf. Ein schlechter verschleiert, wer wann was bekommt. Frag nach. Lass dir Abläufe erklären. Und mach nie mehr, als du verstehst.

Fazit: Zahlungsbedingungen sind keine Formalie. Sie sind das strategische Rückgrat deines Einkaufs. Wer hier schlampig verhandelt, verliert Marge, Vertrauen – und manchmal die ganze Lieferung. Wer sie klug aufsetzt, kann sogar mit Vorkasse sicher fahren.

Vertrauen ist gut. Aber strukturierte Zahlungen sind besser.

Bertil Abel
Veröffentlicht durch Bertil Abel
26.05.25 09:00

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